Griechische Alphabet

Das Griechische kann über einen Zeitraum von 4.000 Jahren in Inschriften direkt dokumentiert werden. Die ältesten Zeugnisse sind die Tontafeln in Linear-B-Schrift, die auf Kreta gefunden wurden und die 1952 von Michael Ventris entziffert werden konnten.

Es handelt sich um eine Silbenschrift, in der eine frühe Variante der griechischen Sprache (mykenisches Griechisch = Mykenisch) geschrieben wurde.

Um 800 v.Chr. übernahmen die Griechen das phönizische Alphabet und entwickelten daraus das griechische Alphabet, wie wir es heute noch kennen und wie es zur Grundlage vieler anderer Alphabete geworden ist, u.a. auch „unseres“ lateinischen Alphabets. Die Griechen haben vor allem die Vokale hinzugefügt, die in den semitischen Sprachen wegen ihrer Vokalarmut nicht benötigt wurden und daher im phönizischen Alphabet nicht vorhanden waren.

Auch heute noch werden in den in den semitischen Alphabeten - vor allem dem Arabischen - ganz überweigend nur die Konsonaten benannt und die Vokale nicht geschrieben.

Einzelne wichtige Aspekte:

  1. Der wichtigste Schritt war die „Erfindung“ der Vokale an der Stelle ausgeschiedener Konsonanten (die im Phönizischen vorhanden waren, die es jedoch in den griechischen Dialekten nicht gab). Hierdurch wurde das Griechische zur ersten vollkommenen Lautschrift.
  2. Das altgriechische Alphabet kennt noch das Digamma (Ϝ), (Doppel-G, gesprochen wie „w“), das später im Ionisch-Attischen verloren gegangen ist, dessen Existenz aber sprachgeschichtlich erwiesen ist und z.B. bei Homer noch leicht erkennbar ist [z.B. Ϝοῖκος > οἶκος (= lat. vicus); Ϝοῖνος > οἶνος (= lat. vinum); Ϝέργον > ἔργον (= Werk)]
  3. Es enthält auch noch den Hauchlaut H. Mit dem Verschwinden der Aspiration (Behauchung) im Ionischen wurde dieses Zeichen dann nicht mehr benötigt und in der Folgezeit für das ἦτα (eta) benutzt.
  4. Die Buchstaben  ξ, φ, χ, ψ, ω sind im Altgriechischen noch unbekannt.
  5. Bis etwa 500 v.Chr ist die Schreibrichtung linksläufig.

Aufgrund der verschiedenen Dialekte haben sich auch unterschiedliche Alphabete entwickelt, vor allem:

a. 
das ostgriechische (ionische) Alphabet, auf dem die Schreibweise des klassischen (und heutigen) Griechischen beruht [X > ch; Ξ > ks] . Das ionische Alphabet wird 403 v.Chr. auch in Attika verbindlich (attisch-ionisch) und wenig später (seit der Mitte des 4. Jh.) allgemein in Griechenland verwendet. 

b.
das westgriechische Alphabet, das von den Römern übernommen wird [X > ks; H > h; Ϝ > F] und auf dem somit unsere heutige Schreibweise, d.h. das lateinische Alphabet beruht. Hier wird bspw. X nicht zu ch, sondern zu ks (vgl. „Hexe).