Transkription, Umschrift

1. Problem, die Aussprache eines Wortes schriftlich zu fixieren

Bei der Beschäftigung mit fremden Sprachen besteht eine der Schwierigkeiten darin, daß die herkömmliche Schreibweise immer nur die jeweilige “Schriftsprache” wiedergibt, jedoch nicht die tatsächlich gesprochene Sprache, die sich in der Regel ganz erheblich von der geschriebenen Sprache unterscheidet.

Dies gilt schon bei solchen Sprachen, die mit dem - uns vertrauten - lateinischen Alphabet geschrieben werden, wie englisch, französisch, usw. Bereits bei solchen (für uns relativ einfachen) Sprachen unterscheidet sich die geschriebene Sprache teilweise ganz erheblich von der tatsächlich gesprochenen Sprache.

Dies ist auch im Deutschen so. Nur sind wir uns im allgemeinen nicht bewußt, wie weit das Deutsche von einer Lautschrift entfernt ist.

So wird z.B. der “Spieler” tatsächlich [schpila] ausgesprochen.

In anderen Sprachen fällt es uns natürlich weit eher auf, wie weit die Schrift von der tatsächlichen Lautung entfernt ist. Besonders drastisch ist dies im Englischen ausgeprägt. Aber auch die französische Schrift hat sich weit von der französischen Lautung entfernt

vgl. z.B. franz. "peau" (Haut), Aussprache [po] und "doigt" (Finger), Aussprache [dwa]

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der wichtigste liegt darin, daß sich Sprachen ständig (und verhältnismäßig schnell) weiterentwickeln, während die Schrift immer und überall ein relativ hohes Beharrungsvermögen aufweist.Die geschriebene folgt der gesprochenen Sprache immer in einem (mehr oder weniger großen) zeitlichen Abstand, teilweise von mehreren 100 Jahren.

Aber selbst wenn jeder Laut einer Sprache am Anfang eine bestimmte schriftliche Entsprechung haben würde, so würden Lautverschiebungen und Lehnwörter aus anderen Sprachen irgendwann dazu führen, daß immer mehr Wörter eine individuelle willkürliche Schreibung haben, so daß für einen Laut mehrere Buchstaben existieren und umgekehrt. Es reicht dann nicht mehr, die Schreibung einzelner Laute zu lernen, vielmehr muß man die Schreibung der einzelnen Wörter lernen.

Die uns im lateinischen Alphabet zur Verfügung stehenden 26 Zeichen reichen jedenfalls bei weitem nicht aus, um sämtliche Laute schriftlich auszudrücken, die allein in den europäischen Sprachen vorkommen. Manche Sprachen haben zusätzliche Laute, die es bei uns nicht gibt, und verwenden Akzente und sonstige Sonderzeichen, um Betonungen auszudrücken oder kurze von langen Vokalen zu unterscheiden.

Insgesamt gibt es allein in Europa 85 Buchstaben, die auf dem lateinischen Alphabet aufbauen (Beispiele: ñ ç æ ñ ô ù)

Aber selbst für die Darstellung der im Deutschen vorkommenden Laute reichen die 26 Buchstaben nicht, weshalb man sich mit der Einführung von Buchstabenkombinationen u.ä. beholfen hat, um z.B.

  • Zischlaute (-sch-),
  • lange Vokale (-ie-, -ih-),
  • kurze Vokale (Verdoppelungen des nachfolgenden Konsonanten)
  • Umlaute (-ä-, -ü-, -äu-)
  • und ähnliches (-ei-, -ai-)

auszudrücken.

Für manche Laute in Fremd- oder Lehrwörtern haben wir im Deutschen sogar überhaupt keine Zeichen, z.B. für das weiche -g- in dem Wort Garage sowie für manche Fremdwörter aus anderen Sprachen.

Selbst in den “europäischen” Sprachen sind die Schwierigkeiten also schon erheblich.
Sie wachsen naturgemäß noch an, wenn es um die Darstellung von Lauten einer Sprache geht, die mit einem völlig fremden Schriftsystem geschrieben werden (Bsp.: russisch, arabisch, japanisch, chinesisch, koreanisch).

2. Transkription, Transliteration, Umschrift

Vor diesem Hintergrund wurden Systeme geschaffen, um fremde Schriften und Sprachen wiedergeben zu können.

Bei der Wiedergabe von Schriften gelten folgende Begriffe, die jedoch in der Praxis teilweise synonym verwandt werden:

  • Transkription bedeutet Wiedergabe eines Textes beliebiger Verschriftung (z.B. einer logographischen, etwa mit chinesischen Schriftzeichen) in Form eines alphabetischen Textes (also z.B. der kyrillischen Buchstaben in lateinischen Buchstaben). In der Regel besteht keine eideutige Rückübertragbarkeit.

  • Transliteration: Übertragung eines in alphabetischer oder syllabischer Schrift geschriebenen Textes in einen alphabetischen Text. - Im Gegensatz zur Transkription ist hier eine Rückübertragbarkeit möglich.

Zur schriftlichen Fixierung gesprochener Sprache dient die Lautschrift (= phonetische Umschrift, Transkription). Mit ihr läßt sich die Aussprache jedes Lautes in jeder Sprache schriftlich fixieren.

Als Beispiel nachstehend die phonetische Umschrift des kyrillischen Alphabets:

In dieser Tabelle sind alle russischen Buchstaben und alle lateinischen Sonderbuchstaben entsprechend Unicode codiert. Zeichen, die Ihr System nicht richtig darstellen kann, sehen aus wie ?

Nur behelfsweise werden Buchstabenpaare mit übergesetztem Bogen (i^a  i^u  t^s) durch Zirkumflex dargestellt.
Morsezeichen Russisches Alphabet  Transliteration  Transkription
ISO DIN GOST BSI ALA   Duden  
.- А а     a     a
-... Б б     b     b
.-- В в     v     w
--. Г г     g     g
-.. Д д     d     d
. Е е     e     e, je
. Ё ё ë ë jo ë ë o, jo
...- Ж ж ž ž zh zh zh sch oder sh
--.. З з     z     s
.. И и     i     i
.--- Й й j j j ĭ ĭ i, (j)
-.- К к     k     k, (кс = x)
.-.. Л л     l     l
-- М м     m     m
-. Н н     n     n
--- О о     o     o
.--. П п     p     p
.-. Р р     r     r
... С с     s     s, ss, (ß)
- Т т     t     t
..- У у     u     u
..-. Ф ф     f     f
.... Х х h ch kh kh kh ch
-.-. Ц ц c c c ts t^s z
---. Ч ч č č ch ch ch tsch
---- Ш ш š š sh sh sh sch
--.- Щ щ ŝ šč shh shch shch schtsch
-..- Ъ ъ     ″     entfällt
-.-- Ы ы     y     y
-..- Ь ь     ′     entfällt, (j)
..-.. Э э è ė eh é ė e
..-- Ю ю û ju ju yu i^u ju
.-.- Я я â ja ja ya i^a ja
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