Unterschiede der roman. Sprachen

Die romanischen Sprachen weisen zahllose gemeinsame Züge auf. Sie stimmen in ihren grammatischen Merkmalen auffallend überein und gebrauchen die gleichen, nur verhältnismäßig gering voneinander abweichenden Wörter für die alltäglichen Dinge und Tätigkeiten. Deshalb ist es verhältnismäßig leicht, eine weitere romanische Sprache zu lernen, wenn man schon eine beherrscht.

Aber es gibt auch Unterschiede in den einzelnen romanischen Sprachen

  1. Von allen romanischen Sprachen hat sich Französisch am weitesten vom Latein entfernt.

    Was Französisch hauptsächlich von Italienisch und Spanisch unterscheidet, sind der weitgehende Wegfall der Flexionen in der gesprochenen (im Gegensatz zur geschriebenen) Sprache.

    Und ganz besonders auffällig ist die radikale phonetische Veränderung, die es oft unmöglich macht, ein französisches Wort als ein lateinisches zu erkennen, ohne daß man seine Geschichte kennt oder wenigstens die Schreibweise sieht.

  2. Als geschriebene Sprache hat Spanisch die lateinischen Flexionen am treuesten bewahrt.

    Vom Italienischen und Französischen ist es jedoch durch lautliche Sonderheiten und einen stark veränderten Wortschatz weit getrennt.Während der 8 Jahrhunderte dauernden maurischen Besetzung drangen sehr viele arabische Wörter in den spanischen Wortschatz ein.

  3. Im großen und ganzen hat sich das Italienische am wenigsten geändert.

    Es stand zur Zeit, als Dante die Divina Commedia (um 1320) schrieb, dem Latein noch verhältnismäßig nah. Die späteren Veränderungen in Schreibweise, Aussprache, Struktur und Wortschatz sind verschwindend gering, verglichen mit den Veränderungen, die z.B. das Englische im gleichen Zeitraum durchgemacht hat.

Das Latein starb beim Aufkommen der neulateinischen oder romanischen Sprachen nicht aus, sondern lebte Seite an Seite mit ihr.

Es war insbesondere keine “tote Sprache”, wie man immer wieder hört. Denn Latein wurde nicht nur in der Kirche gesprochen, sondern war ganz allgemein die Sprache der Wissenschaft in Europa (= lingua franca).

  • Die Gelehrten in ganz Europa sprachen und schrieben auf Latein!
  • Wissenschaftliche Tagungen wurden auf Latein abgehalten,
  • wissenschaftliche Bücher (auch und gerade naturwissenschaftliche Bücher!) wurden in Latein geschrieben,
  • an den Universitäten wurde in Latein unterrichtet!
  • Der Unterschied zu den lebenden Sprachen lag nur darin, daß sich die Sprache - anders als die “lebenden” Sprachen in der Grammatik nicht weiterentwickelte.

Das geschriebene und gesprochene Latein war die Sprache der Kirche und der Wissenschaft bis ins 17./18. Jahrhundert. Das letzte wissenschaftliche Werk von Bedeutung war Newtons Principia.

An den deutschen Universitäten hielt sich das Latein als Sprache der Wissenschaft am längsten. In Deutschland wurden noch zwischen 1681 und 1690 mehr lateinische als deutsche Bücher gedruckt.

Latein war noch immer die Lehrsprache der Universitäten. Als Thomasius im Jahre 1667 zum erstenmal in deutscher Sprache lehrte, führte dies zu seiner Entlassung von der Universität Leipzig.